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1. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 244

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 244 — beständen und Galeriewäldern der Hochflächen treten Akazien, Delebpalmen, Affenbrot-, Butterbäume und andere Kultur- gewächse auf. Die Fülle der Vegetation Kameruns zeigt auch unser Bild. (Abb. 83.) swir sehen rechts die Ölpalme, auf der linken Seite der Dorfstraße die schlanke Kokospalme, die Banane (zwischen der ersten und zweiten Hütte) und den Banianbaum, einen Ver- wandten des Feigenbaumes, aus dessen milchigem Safte Kautschuk gewonnen wird. Wir erkennen die eigenartigen Hütten der Ein- geborenen, von denen wir früher schon sprachen (siehe Afrika!), vor Abb. 83. Kamerun. Dorf mit Blick auf den Kamerunberg. Aus Eschner, Deutschlands Kolonien. Verlag üon F. E. Wachsmulh, Leipzig, Kreuzstr. 3. der zweiten Hütte eine Anzahl Kinder, die sich im Kreise um ihren schwarzen Lehrer scharen und seinen Worten lauschen, am Ende der Dorfstraße ein Regierungsgebäude, im Vordergrunde noch zwei Offiziere der Schutztruppe, die augenblicklich den Unter- richt des farbigen Lehrers beachten, auch zwei farbige Soldaten bei einer Negerfamilie u. a. in.]. In den Pflanzungen — sie finden sich am meisten und ausgedehntesten in den Küstenebenen — werden Aams, Durra, Maniok, verschiedene Gemüse. Hülsen- srüchte, Mais, Indigo, Baumwolle, Bananen, Ölpalmen, Kokospalmen, Kasfee, Kakao, Pfeffer, Tabak, hin und wieder auch Apfelsinen und Zitronen u. a. m. gewonnen, und in den

2. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 40

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 40 — Spitznamen „perigo allemäo" beilegten und sein Kommen mit den Worten begrüßten: „da kommt die deutsche Gefahr". — Auf der Reise nach Porto Alegre traf ich mit lieben Landsleuten zusammen, deren Großeltern bereits nach S. Maria ausgewandert waren und dort eine ansehnliche Wohlhaben- heit erlangt hatten. Sie kamen eben freudig bewegt von einer Reise aus der alten Heimat ihrer Großeltern zurück, wo sie Verwandte besucht hatten, und sprachen ein so echtes Pfälzisch, daß man ihr Ursprungsland noch in der Mundart der dritten Generation erkannte. Ihre erwachsene Tochter aber tat so affig, nicht ein einziges deutsches Wort von sich zu geben, ob- wohl wir zwei Tage zusammen an Bord waren und ihre Eltern immer wieder betonten, daß sie gut Deutsch verstehe. Dafür stocherte sie — wie jeder „fashionable" Brasilianer — bereits bei der Suppe mit dem Zahn- stocher im Munde herum. — Auch in Sta. Catharina, in Jtajahy, sah ich einen Teuto-Vrasilianer, dessen eingewanderter Vater sich schweres Geld in den deutschen Kolonien erworben hat, und der so sehr auch äußerlich seine deutsche Abstammung zu verbergen suchte, daß er wie eine französische Cocotte nach Parfüm roch und aussah, wie ein seingepntzter Macao. Er meinte offenbar in seinem Größenwahn, der Geburtsort Jtajahy genüge, um Minister zu werden, weil der verehrte Deutsch-Brasilianer Minister Dr. L. Müller in Jtajahy von deutschen Eltern geboren wurde. (4. Laufpikaden im Urwald.) Das ganze brasilianische Berg- und Tafelland ist arm an Verkehrswegen. Abgesehen von den Küstenstrichen und Uferländereien fahrbarer Flüsse finden wir fast durchweg uur Pfade, keine Wege, keine dauerhaften Brücken, kein einheitliches, zweckmäßig an- gelegtes Wegnetz, wenig geregelte Wegunterhaltung und wenig organisierten Betrieb. Aber auch die Pfade finden am Urwaldrand der Randgebirge Südbrasiliens ihr Ende, und nur au markanten Pässen sah ich im Urwald die Spuren der Buger (Indianer) sich zu einem Pfad verdichten. Die üppige Vegetation gestattet wohl hier und dort für den einzelnen Mann ein Durchschlüpfen unter Zweigen oder an Stellen hohen dichten Waldes einige 100 m ein Vorwärtskommen ohne Waldmesser und Axt, im übrigen aber muß der Eindringling und erst recht, wenn ihm Träger folgen, sich eine Gasse, eine Pikade, in das Gehölz hauen. Namentlich der Außenrand des Waldes an Flußläufen und Weganlagen und oben am Gebirgsrand, d. h. wo Luft und Licht zutritt, ist mit Taquarrohr, Lianen und ähnlichen Schlingpflanzen heckenartig verwachsen. Das Eindringen in dieses turmhohe Dickicht geschieht deshalb nur aus dem Trieb der Selbsterhaltung, zur Verfolgung der Buger und zu Jagdzwecken oder im Forschungstrieb, besonders zur Erkundung der für Kolonisationszwecke wichtigen Ländereien und zum Aufsuchen der von der Natur angedeuteten Wege. Auf einer zweiwöchigen Wegeerkundung von Säo Bento nach der Platemündung fand ich so schwierigen Wald und so tiefe Schluchten, daß wir trotz anstrengendster zehnstündiger Arbeit nur 3 km täglich zurücklegten"). *) Beim Wettgehen legten trainierte Menschen oft neun und mehr Kilometer in der Stunde zurück, und bei einein der größten Kämpfe im Wettgehen in England behauptete ein Sportsman 13 km Stundenrekord während 3 Stunden. — In Deutsch-Südwestafrika habe ich wiederholt auf der offenen Steppe und ihrer „Päd" im Tag 120 km trotz der minderwertigen, afrikanischen Pferde geritten, ein scharfer Gegensatz zu der obengenannten Tagesleistung im Urwald.

3. Länderkunde von Europa (Wiederholungskurs), Die wichtigsten Handels- und Verkehrswege der Gegenwart, Elementare mathematische Geographie - S. 12

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Europa. Die klimatischen Verhältnisse bedingen serner die Pslanzen- Welt und das Wirt- schnstssystein dieser Gebiete. Ihre Charak- terpslanzen sind der Ölbaum, das eigent- liche „Leitgewächs" dieser Zone, ferner die Pinie, die Zypresse, der Maulbeerbaum, dann Lorbeer, Myrte und Oleander, endlich die Zitronen- und Orangenbäume. In Süditalien und Sizi- lien treten auch die stachlichten Agaven auf. Große Strecken sind indes auch mit Getreide und Reben angepflanzt. Beson- dere Bedeutung hat die Pflanzenwelt Süd- europas insbesondere dadurch, daß sie schon frühzeitig den Kunst- sinn der Völker an- geregt hat. Das Akan- thusblatt wurde zum Vorbild der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub des Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers, und der Zapfen der Pinie krönte den Thyr- susstab. Das vorherr- scheude Wirtschasts- system ist in den nörd- kicheren Teilen noch Ackerbau und Wiesen- kultur, in den süd- lichen Gartenbau

4. Bergische Sagen - S. 1

1911 - Elberfeld : Bacmeister
1. Die Schatzgräber auf dem Engelnberg. Vor vielen, vielen Jahren war es auf dem Engelnberg recht öde. Da wuchs nur niederes Gestrüpp zwischen den Steinen. Auch gab es dort manche Schluchten und dunkle Höhlen.' In diesen Schlupfwinkeln hielten sich Räuber auf und versteckten dort ihre Schätze. Wenn nun in Elberfeld den Leuten etwas abhanden kam, so sagten sie: „Et geiht dem Engelenberg herop?" Später erzählten sich die Leute auch, man könne auf dem Engeln- berg Schätze in der Erde finden. Nun wohnte am Rommelspütt ein Mann, der wollte mit seinem Sohn auf dem Engelnberg einen Schatz graben. Vor Mitternacht brachen sie auf und gingen hinauf zum Engelnberg. <£§ war eine stürmische, düstere Nacht. Die beiden Schatzgräber kamen an einzelnen kleinen Bauernhäusern vorbei, und vor jedem bellte ein Hund. Sie gingen ganz still weiter, denn wenn man einen Schatz graben will, darf man nicht sprechen. Auf einmal merkten sie, daß ein schwarzes Ungetüm wie ein großer Hund mit feurigen Augen ihnen nachging und immer um sie herum- lief. Sie hatten beide so große Angst, daß ihnen die Schweiß- tropfen auf der Stirne standen. Keiner aber wollte es den andern merken lassen, und so gingen sie mutig vorwärts. Als sie fast oben waren, kam wieder das Ungetüm mit den feurigen Augen ganz dicht an sie heran. Da wurde ihnen so unheimlich zumute, daß sie umkehrten und schnurstracks den Berg hinunter- liefen. Die Lust zum Schatzgraben war ihnen vergangen. Sie arbeiteten aber von nun an fleißig und wurden wohlhabende Leute. Da lernten sie, daß die Arbeit der beste Schatz ist.

5. Wiben Peter - S. 65

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 65 — seine Sache vorzutragen. Christian betrachtete den dith-marsischen Bauern mit großem Interesse; hatte er doch stets eine gewisse Zuneigung zu dem tapferen Bauernvolke, das einem seiner Vorfahren so erfolgreich Widerstand geleistet hatte. Auch versprach er Wiben, seine Angelegenheit durch die tüchtigsten Rechtsgelehrten in Kopenhagen prüfen zu lassen; während aber dieses geschehe, möge sich Wiben als Gast des Königs betrachten. So kam Wiben Peter an den glänzenden Hos des Königs von Dänemark und er benutzte diese Gelegenheit, unter den Rittern des dänischen Hofes seiner Sache Freunde zu erwerben; aber trotzdem hatte seine Anwesenheit in Kopenhagen nicht den Erfolg, den er erwartet hatte. Die Prüfung durch die Rechtsgelehrten dauerte lange, und als sie endlich beendet und, wie nicht anders sich erwarten ließ, zu seinen Gunsten ausgefallen war, da war Wiben dennoch genau so weit wie vorher. Einen Teil des Sommers verbrachte der König alljährlich am Ufer des Esromsees, im nördlichen Teile von Seeland. Auch Wiben wurde eingeladen, den Hof dorthin zu begleiten, und es war eine neue Welt, die sich hier vor ihm anfthat. Das Bernhardinerkloster am nördlichen Ufer des Sees, damals noch nicht so verfallen wie heute, diente dem Könige und seinem Gefolge als Wohnung, und die Jagd in den hochragenden Buchenwaldungen, die den See von allen Seiten umsäumen, brachte genügende Abwechselung in die Eintönigkeit des Landlebens. Des Abends aber versammelte sich die ganze vornehme Hofgesellschaft auf einem Hügel am Ufer des Sees, wo bei gutem Wetter das Abendbrot eingenommen wurde, und Geschichten und Sagen vom Könige Waldemar Atterdag, der einst in dieser Gegend ein Schloß besaß und noch jetzt nächtlicherweile durch Wald und Sumpf jagte, verkürzten die Zeit. Eines Abends hatte sich Wiben Peter von der Hofgesellschaft entfernt und erging sich allein am Seeufer. Eine plötzliche Sehnsucht nach der Heimat, nach Weib und Kind hatte ihn ergriffen. Wie lange war es nun doch Tiemann, Wiben Peter. 5

6. Deutschland und die germanischen Nachbarländer - S. 22

1871 - Hannover : Hahn
22 Dritte Lehrstufe. lnngen liegen am Fuße des Gebirges, das von ihnen wie- von einem Kranze umgeben ist: Goslar, die alte freie Reichsstadt, die durch die reichen Metallager des R am-- melsberges schon den Glanz des sächsischen Kaiserhauses mächtig erhöhte, Wernigerode, Blankenburg, Qued- linburg, Stolberg, Ilfeld, Lauterberg, Herz- berg, Osterode. Größere Ortschaften schmücken die äußerst fruchtbare Hügellandschaft im S. und zu beiden Seiten der oberen Aller, die mit ihren zahlreichen vereinzelten Erbe- bungen den Uebergang vom Harze zur nördlichen Ebene ver- mittelt. Mächtige Braunkohlenlager dienen zum Betriebe der vielen Zuckerfabriken und der Salinen von Staßfurt.. Hier liegen neben Aschers- und Oschers leben die durch Alter ehrwürdigen Städte Halberstadt, Helmstedt, Wolfenbüttel und Brauuschweig. §. 18. Das hessische Berg- und Hügelland, Spessart, Rhön, Vogelsgebirge. Gemeinsam ist dieser Gruppe von Gebirgen die Eigenschaft, daß die Form der Hochfläche vorherrscht, welcher dann einzelne kegelförmige Gipfel aufgesetzt sind. — Der Spessart (Gei ersb erg 1900'),. größtenteils noch bairischem Gebiet angehörig, ist eigentlich nur eine Fortsetzung des Odenwaldes über den Main hinaus, und er selbst setzt sich wieder ohne scharfe Scheidelinie in dem Rhöngebirge (Waßerknppe 2924') fort. Durch reiche Bewaldung (Tannen) zeichnet sich der Spessart vor der Rhön aus, die an ihren Abbängen zwar stellenweise mit Laubwäl- dern, ans den Hochflächen aber von baumlosen Wiesen,, die mit Moorsiächen abwechseln, bedeckt ist. In beiden Ge- birgen lebt die Bevölkerung von spärlichem Ackerbau, der vorherrschend Kartoffeln, Flachs und Hanf liefert. Ein gleiches Geschick theilt die Bevölkerung des jenseits der Fulda sich erhebenden Vogelsgebirges (Taufstein 2379'), einer Massenerhebung, die deutliche Spuren eines vulkanischen Ursprungs trägt. — Freundlicher als alle diese nimmt sich die waldreiche Berglandschaft zwischen Werra und Ful da aus, die im Meißner 2310' erreicht. An der von der Waßerknppe herkommenden Fnlda liegen die hessischen Städte Fnlda und Hersfeld, beide geistliche Stiftungen aus der Zeit des Bonifatius, und die ehemals kurhessische Residenz Cassel. Das hannoversche Münden bezeichnet den Ver- einignugspunkt beider Flüße, die von da an gemeinsam als Weser "in das Gebiet der plattdeutschen Mundart eintreten.

7. Karl der Große - S. 27

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
C. Karls innere Politik 27 2. Bittschrift an Kart.1 höre, o höchster der Könige, gnädig das wort Deines Dieners, Seine Klage nimm an, habe Du Mitleid mit ihm. Unglücklich bin ich — nicht schuldlos — wie kein andrer auf (Erden, Und durch Kummer getrübt, rinnen die Stunden mir hin. Schon ist's das siebente Jahr, seit neues Leid und Bedrängnis Altem Schmerz sich gesellt — schwer mir bedrückend das herz. Seitdem weilet mein Bruder2 gefangen an Deinen Gestaden mit gebeugtem Gemüt — elend, bedürftig und bloß. Bettelnd, mit zitterndem Itcunde Gaben erflehend und Nahrung, Irrt in der Heimat umher, Mitleid erregend, sein Weib. Und auf so elende weise ernährt und erhält sie vier Kinder, hüllt mit Itcühe und Not ärmlich in Lumpen sie ein. (Eine Schwester besitz' ich, schlicht und demütigen Sinnes, Die in des Klosters Schutz jung schon sich Christus geweiht. Ähnliches Schicksal betraf sie! In endlosem Leid sich zerquälenb, Ist durch Jammers Gewalt fast sie des Lichtes beraubt. wie gering er auch war, nicht eigen ist uns mehr der Hausrat, wehe! und niemand ist da, helfend zu steuern der Not. Don dem (Erbe des Vaters verstieß man des Bruders Gemahlin, Und den Sklaven fast gleich leben wir niedrig und schlecht. Unser Rdel schwand hin und Armut gesellt sich dem Unglück. Aber härteres noch sollt' — ich gesteh’ es — uns nah'n. Doch erbarme Dich unser, o mächtiger König, erbarm’ Dich! Ende — so bitten wir Dich — ende, Du Frommer, dies Leid. Gib den (Befangnen zurück dem Vaterland und der Heimat, Gib mit wenigem Gut Wohnsitz und Hof ihm zurück, Daß mit herz und mit Sinnen Christus ich immerdar preise. Sein ist einzig die Macht — er gibt uns würdigen Lohn. 1 Hess a. a. Qvs. 52ff. 5 strichis mahnte in Friaul und war wähl an dem Aufstand des Herzogs hrodgaud 776 gegen Karl beteiligt.

8. Aus allen Zonen - S. 64

1914 - Leipzig : List & von Bressensdorf
64 Europa. I. Westeuropa. Fuße meistens mit Buchen, Eichen und gewöhnlichem Blattgesträuche bewachsen, nicht mehr mit Tannen und anderem Nadelholz. Denn jene Blätterholzart wächst vorherrschend auf dem „Unterharze", wie man die Ostseite des Brockens nennt, im Gegensatz zur Westseite desselben, die der „Oberharz" heißt und wirklich viel höher ist, also auch viel geeigneter zum Gedeihen der Nadelhölzer. Es ist nnbefchreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so daß das Wasser hier wild emporzischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten wie aus vollen Gieß- kannen in reinen Bögen sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt wie ein munteres Mädchen. Ja, die Sage ist wahr, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumgewand! Wie flattern im Winde ihre silbernen Busenbänder? Wie funkeln und blitzen ihre Dia- manten! Die hohen Buchen stehen dabei gleich ernsten Vätern, die ver- stöhlen lächelnd dem Mutwillen des lieblichen Kindes zusehen; die weißen Birken bewegten sich tantenhaft vergnügt und doch zugleich äugstlich über die gewagten Sprünge; der stolze Eichbaum schaut drein wie ein verdrieß- licher Oheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vöglein in den Lüften jubeln ihren Beifall, die Blumen am Ufer flüstern zärtlich: O, nimm uns mit, nimm uns mit, lieb' Schwesterlein? . . . Wie im Traum fortwandelnd, hatte ich fast nicht bemerkt, daß wir die Tiefe des Jlfetales verlassen und wieder bergauf stiegen. Das ging sehr steil und mühsam, und mancher von uns kam außer Atem. Doch wie unser seliger Vetter, der zu Mölln begraben liegt, dachten wir im voraus ans Bergabsteigen und waren um so vergnügter. Endlich gelangten wir auf den Jlfenstein. Das ist ein ungeheurer Granitfelsen, der sich lang und keck aus der Tiefe erhebt. Von drei Seiten umschließen ihn die hohen, waldbedeckten Berge; aber die vierte, die Nordseite, ist frei, und hier schaut man über das untenliegende Jlseuburg und die Ilse weit hinab ins niedrige Land. Auf der turmartigen Spitze des Felsens steht ein großes, eisernes Kreuz, und zur Not ist da noch Platz für vier Menschensüße. Wie nun die Natur durch Stellung und Form den Jlfenstein mit phantastischen Reizen geschmückt, so hat auch die Sage ihren Rosenschein darüber ausgegossen. Gottschalk berichtet: „Man erzählt, hier habe ein verwünschtes Schloß gestanden, in welchem die reiche schöne Prinzessin Ilse gewohnt, die noch jetzt jeden Morgen in der Ilse bade; und wer so glücklich ist, den rechten Zeitpunkt zu treffen, werde von ihr in den Felsen, wo ihr Schloß sei, geführt und königlich belohnt."

9. Außereuropäische Erdteile - S. 335

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 335 — hatten keine Feuchtigkeit im Munde, die Lippen ein wenig naß zu machen. Dürr und heiß ging der Atemzug durch die trockene Mundhöhle. Dürre, brandige Trocknis stieg wie mit Sporen und Stacheln immer tiefer in den Hals hinab. Am Nachmittag kamen wir endlich aus dem Gebirge heraus und aus eine weite Ebene. Wir machten lange Hälse, als wir herauskamen.- Wir meinten, nun endlich müßten die wunderschönen Palmenhaine kommen. Aber was wir sahen, war eine weite, weite Hochebene von rötlich gelber Erde, dürftig bestanden mit grobem, gelb- lichem, trocknem Grase, das kniehoch, wie dünner Roggen, wehte. . . . Da kamen wir zu der ersten Halrestelle, welche die Schwarzen zerstört hatteu. Sie hatten das bescheidene Hans ausgebrannt, das Wellblechdach heruntergerissen, den kleinen Hausrar zerschlagen, den Rest mitgenommen. In dem schmalen, dürftigen Garten, dem man noch ansah, mit welcher Mühe deutsche Hände ihn in dem dünnen Erdreich gepflegt hatten, lag ein Haufen weißer Steine. Darunter ruhte, einen Meter tief in dem dürren Land verscharrt, der Streckenwärter mit seiner Frau, von den Schwarzen überfallen und erschlagen. Die fünf oder sechs Matrosen vom Habicht, welche die Haltestelle zurzeit besetzt hielten, hatten aus Kistenholz ein Kreuz zusammengenagelt und mit stumpfer Bleifeder die Namen der Erschlagenen aufgeschrieben, und darunter: „Fielen von Mörderhand". Die Fensteröffnungen hatten sie mit blechernen Zementfässern und mit Säcken voll Sand verschanzt. — Gegen Abend kamen wir an einen größeren Bahnhof und schliefen in einer Baracke aus Wellblech auf der Erde, in unsere Decken gewickelt, den Tornister uuter dem Kopfe. Als ich am frühen Morgen, bevor der Tag graute, erwachte, und mein Neben- mann, ein kleiner Thüringer, es merkte, sagte er leise zu mir: „Ich weiß uicht, was das werden soll, wenn ich nicht wieder nach Hause komme; ich biu der Älteste und habe fünf Geschwister, und mein Vater ist kränk- lich, wenn der Alte stirbt, muß ich zu Hause seiu und für alle sorgen." Ich sagte: „Du wirst wohl wieder heimkommen." „Das muß ich", sagte er. Dann lag er still. Als ich den Kopf ein wenig zur Seite wandte, sah er mit scharfen Augen nach oben. Ich glaube, daß er das Wellblechhaus, gegen das er blickte, gar nicht sah, sondern er sah Stube und Stall seines Elternhauses. Als ich an diesem Morgen von ungefähr um das Bahnhofsgebäude herumging, sah ich die ersten Feinde, einen Gefangenen und sein Weib. Er war ein langer Mann von starkem und stolzem Körper, halb nackt, mit einem gedankenlosen, gleichgültigem Ausdruck in dem ruhigen und finsteren Gesichte. Das Weib war ältlich und sehr häßlich. Am anderen Mittag ging die Fahrt weiter, immer weiter durch das ebene Land, das nur etwas fruchtbarer und etwas dichter mit dem gelben, langen Gras und den Büschen, und nun auch einzelnen Bäumen besetzt war; aber es war doch alles graugrün und dürr. Die Halte- stellen, an denen wir vorüberkamen, waren fast alle zerstört, neben mancher lag ein Haufe weißer Steine, welcher ein Grab bedeutete.

10. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 106

1913 - München : Seybold
5. Der Palmenwald von Mahim*. Ein Ausflug nach dem Palmenwalde von Mahim, den ich am i3. No- vember in Gesellschaft von Blaschecks unternommen hatte, gehört zu meinen angenehmsten Erinnerungen an Bombay. Es war ein herrlicher Sonntagsmorgen — mein erster in Indien! —, und ich werde seine mannigfaltigen Eindrücke nie vergessen. Man muß unter den Tropen vor der Sonne unterwegs sein, wenn man die volle Morgenfrische recht genießen will, und so trafen uns denn1 die ersten Sonnenstrahlen dieses wunderschönen wolkenlosen Sonntags bereits im Wagen an, mitten unter den riesigen alten Benyanen, am nördlichen Fuße von Cumballa- Hill. Die indischen Hütten im Schutze dieser Feigenbäume, oft ganz zwischen deren Luftwurzeln versteckt und durch die daraus entstandenen Stämme gestützt, waren der Schauplatz jener originellen häuslichen Szenen, welche den europäischen Ankömmling so sehr ergötzen. Ganze Familien saßen im Kostüm des Paradieses am Wege und verliehen ihrem braunen Fell neuen Glanz durch Einreiben mit Kokosöl. Zugleich suchten sich die liebenden Geschwister — oder auch Eltern und Kinder — gegenseitig die kleinen, langsam kriechenden Insekten ab, welche ihr langes, schwarzes Haupthaar bevölkerten; da sie aber als fromme Hindus kein Tier töten dürfen, setzen sie die Gefangenen sorgfältig beiseite. Andere wandten ein wirksames Mittel an, indem sie sich das Haupthaar völlig abrasieren ließen. Viele badeten in kleinen Teichen am W ege, und noch andere streckten sich behaglich unter oder auf den Ästen (der Bäume aus, ehe sie sich wieder mit dem weißen Schurze bekleideten. Der Kokospalmenwald von Mahim, der erste, den ich betrat, bot uns noch viel mannigfaltigere Bilder. Da klimmen Toddyzapfcr mit affen- artiger Behendigkeit an den mächtigen hohen Stämmen empor, um den Palmenwein, der nachts in die oben aufgehängten Gefäße getröpfelt ist, einzusammeln. Auf Seilen, die horizontal zwischen den benachbarten Stämmen aufgehängt sind, klettern sie geschickt von einer Krone zur andern. Andere pflücken unten die gelben Früchte der edlen Bananen ab, und noch andere sind mit der Zurichtung des Frühmahls beschäftigt. Ich aber wurde nicht müde, die prachtvollen Lichteffekte zu bewundern, welche der spielende Sonnenglanz auf den breiten zitternden Flieder- blättern der edlen Kokos und ihren weißen, anmutig gebogenen Stämmen hervorbrachte, sowie den zarten, frischgrünen Bicsenblättern der zu * Haeckel, Ernst, Indische Reisebriefe. Paetel, Berlin. 106
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